Ein Ort für Menschen, Tiere und Pflanzen

Naturnahe Gestaltung des Fuhrberger Friedhofes kommt voran
An einem freundlichen Oktobertag macht Beate Meyer-Bothling gemeinsam mit Philipp Schomaker einen Rundgang über den Kirchenfriedhof der Ludwig-Harms-Kirchengemeinde am Ortsrand von Fuhrberg. Beate Meyer-Bothling arbeitet seit Jahren ehrenamtlich im Friedhofsausschuss der evangelischen Kirchengemeinde mit; bis vor wenigen Monaten war sie zudem Kirchenvorsteherin. Dr. Philipp Schomaker engagiert sich als Forstwissenschaftler ehrenamtlich im aktuellen Projekt des Friedhofsausschusses. Ihr gemeinsames Anliegen ist es, den weitläufigen Friedhof, auf dem es einige freie Flächen gibt, naturnäher zu gestalten und ihn gleichzeitig als Ort für Trauer und Begegnung weiterzuentwickeln.
Um mit diesem Anliegen voranzukommen, holte sich der Friedhofsausschuss kompetente Unterstützung und finanzielle Förderung ins Boot. Im März 2022 wurde der Fuhrberger Friedhof im Rahmen des landeskirchlichen Umweltmanagementsystems „Der Grüne Hahn“ zertifiziert; damit verbunden war ein umfangreicher Lernprozess. „Wir haben einen mehr als 40 Seiten umfassenden Umweltbericht erarbeitet, in dem wir viele Aspekte von der Arbeitsorganisation über den Gebäudeerhalt bis zum Müllkonzept betrachtet haben“, berichtet Meyer-Bothling. Viel Raum nahmen dabei auch die Flächenanalyse sowie die Auswirkungen des aktuellen Zustandes auf die Umwelt ein, bevor die Beteiligten sich der Entwicklung von Umweltzielen und einem Programm zu deren Umsetzung widmen konnten.
Doch die Fuhrberger Kirchengemeinde wollte auf dem eingeschlagenen Weg noch einen Schritt weiter gehen. „Mit seiner Lage am Rand des Dorfes hat der Friedhof das Potential, ihn zum ökologischen Trittstein und zugleich Lernort für die Umweltbildung der örtlichen Grundschule zu entwickeln“, erläutert Philipp Schomaker, „und die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung bietet genau hierfür finanzielle Unterstützung. Das wollten wir nutzen, denn aus eigenen Mitteln wäre so ein Projekt nicht möglich.“ Deshalb richtete die Fuhrberger Kirchengemeinde im März 2023 einen Antrag auf Förderung an die Umweltstiftung und konnte sich schon wenige Wochen später über eine Zusage freuen. 17.000 Euro stellt die Stiftung zur Verfügung.
Seither ist viel passiert auf dem Fuhrberger Friedhof: In einen breiten, zweireihigen Pflanzstreifen wurden zahlreiche heimische Gehölze gesetzt, ein naturnaher Heidehügel bietet an seinem Rand Raum für Urnenbestattungen, ein Ruhehain mit heimischen Bäumen und Platz für Urnen- und Sargbestattungen ist im Entstehen, auf einer anderen Fläche sind alte Apfelsorten wie der Celler Dickstiel zu finden. Fachlich beraten wurde die Kirchengemeinde hier durch den Fuhrberger Umweltplaner Prof. Dr. Hans-Hermann Wöbse. Gestapelter Strauchschnitt bietet Insekten Unterschlupfmöglichkeiten und ein großes Insektenhotel, dessen „Zimmer“ im Frühjahr von Mädchen und Jungen der Grundschule Fuhrberg mit Naturmaterialien eingerichtet werden sollen, ist im Bau. Wenn es bezugsfertig ist, werden rundum Winterlinge und Schneeglöckchen, Blausterne, Buschwindröschen und Krokusse blühen, die von Konfis der Kirchengemeinde in die Erde gebracht wurden; auch mehrere Bienenvölker finden dann wieder Platz auf dem Friedhof.
Zum Lernort wird das Gelände durch verschiedene großformatige Tafeln, die anschaulich vom Leben der Bienen und ihrem Zutun zu jedem Apfel, vom Lebensraum Steinhaufen und vielem mehr erzählen. Regelmäßig besuchen Kinder der evangelischen Kita und der Grundschule in Fuhrberg diesen Ort.
Dafür, dass neben Naturnähe und Umweltbildung die ursprüngliche Aufgabe des Friedhofes nicht zu kurz kommt, sorgen Meyer-Bothling und ihre Kolleginnen vom Friedhofsausschuss natürlich auch: Bewusst wurden die bestehenden Strukturen mit alten und neueren Gräbern, Wegen und Ruhebänken erhalten; Auflagen für eine naturnahe Gestaltung gibt es nur für neue Grabstellen. Aus eigenen Mitteln schaffte die Kirchengemeinde zudem eine ganze Reihe neuer Bänke an, die von Besucherinnen und Besuchern gerne genutzt werden.
„Wir wollen hier nichts mit Gewalt umkrempeln“, stellen Beate Meyer-Bothling und Philipp Schomaker übereinstimmend fest. Altes und Neues hat hier seinen Platz, und die Entwicklung ist behutsam, mit Blick auf die Zukunft aber konsequent und nachhaltig.
„Dafür brauchen wir dringend noch helfende Hände“, sagt Meyer-Bothling zum Abschluss des Rundganges über den Fuhrberger Friedhof. Einfach mal rechts und links schauen; dort, wo es nötig ist, die Pflanzen gießen oder etwas Laub zusammenharken – diese kleinen, freiwillig erledigten Arbeiten könnten schon viel helfen. Ebenso wie die Mithilfe bei einem der ganz sicher kommenden Arbeitseinsätze, wenn wieder einmal Sträucher oder Blumenzwiebeln in die Erde sollen.

Richtlinien zur Anlage und Pflege der Grabstätten
Wie im Gemeindebrief angekündigt war, ist am 01.07.2021 eine neue Friedhofsordnung in Kraft getreten. Sie wird im Schaukasten an der Kabelle für alle einsehbar ausgehängt und enthält im Wesentlichen folgende Punkte:
- Die Grabstätten müssen gepflegt und in einem dem Friedhof würdigen Rahmen angelegt sein.
- Die Bepflanzung darf die Grabstelle nicht überschreiten und benachbarte Gräber nicht beeinträchtigen
- Die Grabstätten sind nur mit Gewächsen zu bepflanzen, durch die benachbarte Grabstätten nicht gestört werden. Wird dies nicht beachtet oder wachsen die Pflanzen über die Grabstätten hinaus, so ist der Kirchenvorstand nach erfolgloser schriftlicher Aufforderung zur Beseitigung der Beeinträchtigung berechtigt, die Anpflanzungen zurückzuschneiden oder zu beseitigen
- Für Pflanzen, die die Höhe von 1,5 Metern überschreiten, ist eine schriftliche Genehmigung des Kirchenvorstandes einzuholen.
- Die Grabstätten sind nur dann mit festem Material einzufassen, wenn die Bodenbeschaffung dies erfordert. Einfassungen aus Beton sind zu vermeiden.
- Grababdeckungen mit Grabplatten jeder Art sind nicht gestattet. Das Verwenden von Kies oder anderen Steinschüttungen und ähnlichem Material auf Grabstätten ist verboten; ebenso die Verwendung von jeglichen Folien, Flies etc.
- Wurden Grabstätten bereits vor Inkrafttreten dieser Fassung der Richtlinien mit Grabplatten abgedeckt, so ist der Pflanzschmuck auf die freien Teile des Grabes zu beschränken.
- Der Grabschmuck darf aus ökologischen Gründen nur aus natürlichen Pflanzen und Blumen bestehen. Verwelkte und vertrocknete Blumen und Pflanzen müssen zeitnah entsorgt werden.
- Das Aufstellen von Bänken muss beim Kirchenvorstand beantragt und genehmigt werden. In der Genehmigung werden Einzelheiten geregelt.
- Hecken und Sträucher über 1,5m Meter Höhe dürfen ohne Genehmigung durch den Kirchenvorstand nicht beseitigt werden, da sie u.U. das Gesamtbild und die Biodiversität des Friedhofes von Bedeutung sind.
- Lücken in den Hecken sind ausschließlich mit Eiben zu schließen.
- Auf den Flächen für Rasenreihengräber sowie den Halbanonymen Gräbern dürfen keine Blumen, Kerzen, Schalen etc. abgestellt werden, lediglich am Gedenkstein. Geschieht dies dennoch, wird dieses vom Friedhofspersonal entfernt. Unansehnlicher Grabschmuck wird hier ebenfalls entfernt.
Gestaltung der Grabmale
- Das Aufstellen von Grabmalen ist genehmigungspflichtig.
- Bei der Größe der Grabmale ist auf die Größe der Grabstätte Rücksicht zu nehmen. Unverhältnismäßig große Grabsteine sind zu vermeiden.
- Nicht gestattet sind:
- Grabmale aus gegossener oder nicht behandelter Zementmasse
- Grabmale aus Terrazzo, Glas, Porzellan, Emaille, Blech oder ähnlichem Material,
- Grabmale mit Anstrich
Was ist der Grüne Hahn?
Diese Frage ist in der Kirchengemeinde immer wieder aufgetaucht. Was ist eigentlich der "grüne Hahn" und warum wollen wir unseren Friedhof zertifizieren lassen? Im Haus kirchlicher Dienste gibt es seit ca. 35 Jahren ein Arbeitsfeld, das sich mit Umweltschutzfragen beschäftigt. Im Jahr 2007 wurde ein Umweltmanagementsystem unter dem Namen "Grüner Hahn" etabliert, das die Gemeinden der Landeskirche in Umweltschutz und Klimafragen und Energieeinsparung unterstützt. Durch Schulungen werden ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirchengemeinden in die Lage versetzt, erst einmal eine Bestandsaufnahme zu machen.
Wie steht es mit dem Umweltschutz, Mülltrennung, Energieverbrauch? Wie sieht der Friedhof aus? Was gibt es an schützenswerten Pflanzen und wie können wir für Insekten-, Pflanzen- und Vogelvielfalt sorgen?
Seit zwei Jahren befassen wir uns mit diesen Fragen und haben schon eine ganze Menge erreicht. Dazu gehört auch eine gehörige Schreibarbeit, viele Nachfragen bei Ämtern und Institutionen bis alle benötigten Daten vorliegen. Dann wird noch eine abschließende Begutachtung stattfinden, danach bekommen wir das Zertifikat, dass uns bescheinigt, alle Maßgaben zum Klima- und Umweltschutz zu erfüllen. Diese Bescheinigung haben erst wenige Friedhöfe erhalten und wir hoffen, bald dazu zu gehören.
Wir sind nun zertifiziert
